Morgengedanken auf Ö2
Die Auseinandersetzungen des Lebens können mitunter sehr anstrengend sein, besonders dann, wenn wir ganz persönlich betroffen sind. Dann ist es gut, eine Pause zu bekommen, meint Brigitte Knünz, die Leiterin der Gemeinschaft Werk der Frohbotschaft Batschuns.
Ruht wohl … und bringt auch mich zur Ruh
Karsamstag. Tag der Grabesruhe. Nach all den vorangegangenen Wirren, der Gewalt und himmelschreienden Ungerechtigkeit, kommt jetzt der Tag der Ruhe.
Gegen Ende einer Chorprobe, bei der hart gearbeitet wurde, ruft ein Chormitglied: Jetzt etwas Schönes! Und dann wird der Schlusschor der Johannespassion gesungen: „Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine“. Johann Sebastian Bach hat hier ein musikalisches Bett komponiert, das sich so gut singen lässt, dass man sich am liebsten in die Musik hineinlegen möchte. Nach den schnellen, heftigen, ja gewaltigen Sequenzen eine Wohltat. Immer wieder singen wir jetzt: „… und bringt auch mich zur Ruh“.
Ja, heute ist eine Gelegenheit, selbst zur Ruhe zu kommen. All die Anfechtung, alle Mühsal, alle Sorgen loslassen. Herunterfahren. Zur Ruhe kommen. Vielleicht auch trauern über das Geschehene. Die Trauer zulassen, aber auch die Erleichterung, dass der Kampf nun zu Ende ist. „Bring mich zur Ruhe“.
Johann Sebastian Bach war imstande, alles in einem Menschenleben an Empfindungen Vorkommendes in Musik zu übersetzen. Ich bin ihm dankbar für seine grenzüberschreitende Sprache, die auffängt, mitträgt und hinaufhebt.