Werkversammlung vom 4. – 8.8.2021

„Hoffen geschieht im Tun des nächsten Schrittes“ (K. Barth)

Getreu unseres Jahresthemas erlebten wir eine Werkversammlung mit vielen Hoffnungsschritten. Es begann mit dem Bericht aus Bolivien. Wir hörten von den Bemühungen, einen Weg zu finden, wie wir die Schule samt Internat an einen anderen Träger übergeben können. Nachdem externe Berater kein befriedigendes Ergebnis gebracht haben, hat Daniela eine schulinterne Gruppe eingerichtet, die weiter überlegt, wie die öffentlichen Stellen eingebunden werden können. Parallel dazu gibt es Hoffnung, dass möglicherweise doch noch die Steyler Missionare einsteigen könnten. Am Vortag des Festes von San Ignacio wurde Daniela die Ehrenbürgerschaft der Stadt San Ignacio verliehen. Dies zeigt, wie Daniela (und im Hintergrund die Gemeinschaft) mit ihren Bemühungen um die Bildung wertgeschätzt wird.

Am nächsten Tag haben wir aus dem Heute von Martha Greußing gehört. Sie erzählte uns von ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit als Heimseelsorgerin. Besonders beeindruckend war, wie sie es verstand, gerade in der Corona-Zeit, als die Eucharistiefeiern im Heim nicht möglich waren, im zweiten Stock des Heimes für den sie zuständig ist, durch die wöchentliche Wortgottesfeier im Aufenthaltsraum die Gemeinschaft der Bewohner*innen zu fördern, unruhige Bewohnerinnen zu beruhigen und ihnen das Schriftwort so nahe zu bringen, dass sie bei ihrer Lebenswelt anknüpfen konnten.

Der größte Teil des Tages gehörte dem Thema „Zur Hoffnung seid ihr berufen“ – und zwar angesichts der gemeinschaftlichen Realitäten. Mit der Bibelstelle der ersten Leidensankündigung gefolgt vom Tabor-Erlebnis schauten wir auf das, was in unserer Gemeinschaft los ist. Da ist vieles dabei, das schwer ist und das Hinsehen weh tut: Abschiednehmen von Werken, die über Jahrzehnte blühten, wahrnehmen der eigenen abnehmenden Kräfte, abgeben von Aufgaben, annehmen von fremder Hilfe. Dabei gibt es aber auch vieles, das hoffen lässt bzw. Schritte in Richtung Hoffnung, die jede einzelne setzen kann. In Kleingruppen haben wir uns ausgetauscht, wie jede von uns ihr Frohbotin-Sein in ihrer je eigenen Situation leben kann, um damit anderen Hoffnung zu geben. Am Nachmittag kam eine Fülle an kleinen Schritten zusammen: z.B. sich über kleine Dinge freuen, dankbar sein für die Hilfe, die man bekommt, offen bleiben für Neues, mit Vertrauen umgehen mit Krankheit und Tod, die Begegnung in der Gemeinschaft wertschätzen,…

Am Ende des Tages fand die Leiterin-Wahl statt. Brigitte Knünz wurde für weitere vier Jahre zur Leiterin gewählt, Rosalia Kohler als Stellvertreterin bestätigt.

Am Freitag begrüßten wir rund vierzig zusätzliche Gäste zum Seminartag mit Dr. Wolfgang Kessler zum Thema „Bedingungsloses Grundeinkommen – Traum oder Träumerei?“. Schon allein das große Interesse mitten im Sommer und die vielen jungen Interessierten gaben Hoffnung. Dr. Kessler verstand es, eine solide Grundinformation zu geben. Sowohl die damit verbundenen Hoffnungen als auch die Bedenken wurden angesprochen. Er stellte verschiedene Denkmodelle vor, wie so ein Grundeinkommen für alle funktionieren könnte bzw. welche Versuche es dazu bereits gab oder gibt. Dazwischen waren die Teilnehmer*innen immer wieder aufgefordert, sich selbst Gedanken zu machen: Welche Vorteile würde ein bedingungsloses Grundeinkommen aus meiner Sicht bringen? Was müsste auf jeden Fall gesichert sein? Wann würde ich es ablehnen? Welches Modell würde ich bevorzugen? Da unter den Teilnehmenden auch einige Experten z.T. auch aus anderen Bundesländern angereist waren, erwiesen sich diese Gruppengespräche als höchst spannend. Interessant war, dass sich fast in allen Gruppen ein erhoffter Wert mit dem Grundeinkommen verbindet: Dass die Würde des Menschen ernst genommen wird, weil niemand mehr um Geld betteln müsste, weil niemand mehr mit Existenznöten leben müsste. Am Schluss zeigte Wolfgang Kessler auf, wie er sich vorstellen könnte, wie das bedingungslose Grundeinkommen realistisch eingeführt und finanziert werden könnte. Diese Aussicht (sowie der ganze Tag) gab Hoffnung, wenngleich auch bewusst geworden ist, dass es dazu noch sehr viel Bewusstseinsbildung und politischen Willen braucht.

Am Samstag hörten zuerst vom Verein Frohbotschaft.Heute was sich im vergangenen Jahr getan hatte, angefangen von der Wallfahrt im September im Walgau über das Engagement rund um das Thema Flüchtlinge und das Großgruppentreffen, das anstatt des Corona-bedingt verschobenen Ausflugs nach Linz in Batschuns stattgefunden hat bis hin zu den Gruppentreffen, die im vergangenen Jahr nur eingeschränkt stattfinden konnten. Gerhart Hofer hat dann von seinem neu „bekommenen“ Engagement für sogenannt geistig abnorme Rechtsbrecher berichtet und uns die Augen geöffnet für Menschen mit psychischer oder geistiger Beeinträchtigung, die aufgrund einer Straftat unter unmenschlichen Bedingungen weggesperrt werden. Nachdem hier niemand hinsehen will, setzt sich Gerhart im Sinne von Lk 4,18 für diese Personengruppe ein. Schließlich erzählte Magdalena Burtscher wie sie im Laufe ihrer Mitgliedschaft im Freundeskreis durch Begegnungen und Erlebnisse immer wieder diesem Schöpfer Geist erlebt hat.

Dann war Feiern angesagt. Zusammen mit unseren Jubilarinnen Christl Mühlbacher und Waltraud Walser (sowie in Abwesenheit Luise Kalb und Hilde Hochrießer) erinnerten wir uns innerhalb einer festlichen Eucharistiefeier unserer Gelübde. „Für wen gehst du?“ – Die Antwort auf diese Frage ist bei Christl und Waltraud schon 50 bzw. 25 Jahre dieselbe und beide sind diesen Weg auf ihre je eigene Weise, aber immer im Hinwenden auf andere Menschen gegangen. Als Dank und symbolisches Geschenk bekamen sie einen Kompass, der auf Jesus ausgerichtet ist. Die Feier mündete dann in ein wunderbares Mittagessen, das uns die gute Küche und das freundliche Service des Bildungshauses servierte.

Am Samstagnachmittag hat uns Christl aus ihrer jüngsten Vergangenheit erzählt. Es war ein sehr berührender Bericht von der Zeit mit der lebensbedrohlichen Erkrankung, mit ihren Tiefen, aber auch mit Erfahrungen des Gottvertrauens und des Getragen-Seins. Und immer wieder die Frage: Wozu ist mir das Leben nochmals geschenkt worden? Es war schön zu hören, dass sie jetzt noch mehr als vorher alles als Geschenk sehen und genießen kann.

Beim darauffolgenden Wirtschaftsratbericht stellt Erna die Grundsätze für unser Umgehen mit unseren Gütern voran: dass wir 10% unserer Abgaben und Zinserträge für Projekte, die keine große Lobby zur Verfügung stellen; dass wir einen Lohnausgleich untereinander praktizieren; dass wir unsere Wohnungen zu einer günstigen Miete an jenen vermieten, die schwer eine Wohnung bekommen bzw. sich keine hohe Miete leisten können; dass wir unsere Reserven nachhaltig und risikolos veranlagen. Neben dem Jahresabschluss hörten wir auch von Projekten aus der Selbstbesteuerung, so gab es aufgrund der Corona-Krise besonderen Bedarf bei Aurora und Miriam in Guatemala, bei P. Bhausahep SJ in Pune / Indien und beim Sozialprojekt der Pfarre Leonding / OÖ. Schließlich wurde Katharina Weiss vorgestellt, die sich in die Wirtschaftsverantwortung als Nachfolgerin von Erna einarbeitet.

Als letzten Bericht hörten wir von Gerda, wie sich der Tod von Herrn Franz Kangler in St. Georg / Istanbul und die Pandemie in Schule und Leben bei ihnen auswirkt. Vieles, was noch Herrn Kanglers Aufgabe war, musste nun neu verteilt werden, einige Mitarbeiter in der Schule haben darum extra ihren Plan, mit diesem Schuljahr zu gehen, auf Bitte geändert und ermöglichen so einen Übergang. Die Pandemie mit den Lockdowns an den Wochenenden über lange Zeit hat eine Digitalisierung der Gottesdienste und des St. Georg-Blattes mit sich gebracht.

Der Sonntag war geprägt von dankbarem Rückblick und hoffnungsvoller Vorschau, das wir in der Wortgottesfeier einbrachten. Am Ende der Tagung stand ein herzliches Verabschieden, dankbar wieder Gemeinschaft erlebt zu haben.

Brigitte Knünz

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