Ganz bewusst und in völliger Klarheit ist Ursel ihre letzten Tage auf die Vollendung ihres Lebens zugegangen. Am Morgen des 20. Juni ist sie ganz leise in die neue Wirklichkeit hinübergeschlafen.
Ursel Nordhoff wurde am 28. August 1938 in Hamburg als ältestes von zwei Kindern geboren. Ihre frühe Kindheit war geprägt von den Kriegswirren, von der Ausbombung Hamburgs, wovon auch ihre Familie betroffen war, von mehreren provisorischen Bleiben rund um Hamburg, aber auch vom Zusammenhalt der Großfamilie. Ursel durchlief die Pflichtschuljahre und absolvierte im Anschluss daran die Handelsschule. Anschließend konnte sie als Büroangestellte und Buchhalterin Erfahrungen bei einer Versicherung und einer Stahl- und Metallbaufirma sammeln.
Ursel und ihre Familie gehörten der katholischen Minderheit im Norden Deutschlands an und so prägte sie diese Identität umso stärker. Die katholische Jugend - und so auch Ursel - traf sich im neu gegründeten und von Frohbotinnen geleiteten Niels-Stensen-Jugendhaus am Rande von Hamburg. Eine KJ-Fahrt führte sie nach Batschuns. Wie zuvor schon ihre Cousine Veronika verspürte auch Ursel die Berufung, ihr Leben ganz in Christus und ganz in der Welt leben zu wollen. So trat sie 1960 in unsere Gemeinschaft ein, was bedeutete, dass sie nach Vorarlberg ziehen und die dreijährige Ausbildung im Haus der Frohbotschaft in Batschuns durchlaufen musste. Ihre Büroerfahrung war sehr willkommen und so blieb Ursel zehn Jahre als Sekretärin zuerst im Haus der Jungen Arbeiter und dann in der Gemeinschaft in Vorarlberg.
Dann brauchte es im Niels-Stensen-Haus eine neue Leiterin und so kam Ursel für zwei Jahre wieder nach Hamburg. Schließlich wollte Ursel noch einmal lernen und so legte sie die Studienberechtigungsprüfung ab und studierte an der Pädagogischen Hochschule und an der Universität Bielefeld Pädagogik und Theologie. Anschließend arbeitete sie acht Jahre im Haus der Familie in Emmerich. 1990 kam es, dass Ursel nach Hamburg zurückkehrte und beim Caritasverband für Hamburg in der Familienberatung und Seniorenarbeit bis zu ihrer Pensionierung arbeitete. Ihre Leidenschaft waren die Seniorenfahrten, die sie als gute Reiseführerin organisierte und begleitete. Seniorentanzgruppen führte sie bis 2011 weiter. Noch 2015 hat sie sich als Telefonseelsorgerin ausbilden lassen und diesen Dienst bis zu ihrer erneuten Erkrankung wahrgenommen.
Seit sie wieder in Hamburg war, gehörte sie der Dompfarre Hamburg an und übernahm all die Jahre Lektoren- und Kommunionhelferdienste. Überhaupt war sie sehr interessiert an allen Kirchenfragen, nahm an Seminaren teil, bildete sich über entsprechende Literatur laufend weiter und brachte ihre durchaus kritische Meinung zum Ausdruck.
Menschliche und geistliche Beheimatung vor Ort fand sie in der GCL-Gruppe, der sie seit sie wieder in Hamburg war, angehörte. Ursel pflegte aber auch darüber hinaus ein Netz von Gleichgesinnten, war auch mit einer Fokulare-Gruppe und weiteren Pfarrangehörigen in gutem Kontakt.
Trotz der großen geografischen Distanz blieb für Ursel die Gemeinschaft an erster Stelle. Sie kam nicht nur zu den zweimal jährlich stattfindenden Gesamttreffen den langen Weg nach Vorarlberg, sondern auch zu vielen Regionstreffen dazwischen.
Ursel war ein zutiefst aufrichtiger Mensch, der sagte was er dachte ohne dabei je den guten Ton zu verfehlen. Man konnte mit ihr viel lachen und interessante Gespräche führen. Sie war nüchtern und realistisch, gleichzeitig aber auch mit einer wohltuenden Gelassenheit ausgestattet, die wohl auf ihrem Gottvertrauen gründete. Genau in dieser Haltung ist sie nach dem Abbruch der Chemotherapie auf ihr Sterben zugegangen: „Ich wusste ja, dass es auf das hinausläuft und jetzt gehe ich Schritt für Schritt.“ – kein Wort der Klage oder des Haderns, weil es das Normalste eines Menschenlebens ist.
Wir danken Ursel für ihr Lebens- und Glaubenszeugnis.
Todesanzeige