Mit bewundernswerter Ruhe und Dankbarkeit ging Marianne ihren letzten Weg bis sie nach mühsam gewordenen Tagen ruhig einschlafen konnte.
Marianne erblickte zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Steffi am 6.6.1936 in Lustenau das Licht der Welt. Mit ihrem Bruder und ihrer Schwester wuchs sie in der kleinen Landwirtschaft der Eltern auf und erlebte trotz der wirtschaftlichen Knappheit ein herzenswarmes Zuhause. Nach acht Jahren Volksschule machte sie einen Kurs für Nachsticker und arbeitete acht Jahre in den Stickereien Anton Hämmerle und Oskar Alge. In dieser Zeit engagierte sie sich in der Katholischen Arbeiterjugend und war als Pfarrführerin in ihrer Pfarre aktiv.
Über diesen Weg lernte Marianne die Gemeinschaft Werk der Frohbotschaft Batschuns kennen. Nachdem sie in einem Arbeitseinsatz im „Haus der Jungen Arbeiter“ in Dornbirn erfolgreich erprobt hatte, ob sie ihr Heimweh überwinden kann, trat sie 1957 der Gemeinschaft bei.
Dann begann für sie die Ausbildung im Haus der Frohbotschaft Batschuns bis sie 1962 ihre ersten Gelübde ablegte. Unmittelbar danach wurde sie zusammen mit noch einer Frohbotin für den Aufbau eines neuen Projektes nach Graz entsendet: Sie sollten das „Haus der offenen Tür“, einer Wohngemeinschaft für in Not geratene Mädchen und Frauen beginnen. Unter größten Entbehrungen mussten sie bei null anfangen. Schließlich aber konnten sie durch ihren hohen persönlichen Einsatz die Keplerstraße zu einer anerkannten Adresse in der Soziallandschaft von Graz machen.
Nach acht Jahren kehrte Marianne wieder ins Ländle zurück und leitete vier Jahre das Haus Maria Rädler in Hard – ein Haus für junge Textil-Arbeiterinnen aus Innerösterreich.
Von 1974 bis zu ihrer Pensionierung 1991 war sie für das IfS in Dornbirn und später in Lustenau tätig, um in sozialpädagogischen Wohngemeinschaften 14-18jährige Mädchen in schwierigen Situationen zu begleiten. Auch hier zeichnete sich Marianne damit aus, die Mädchen anzunehmen, wie sie sind, ihnen Halt und Liebe zu schenken, ja für manche sogar Mutterersatz zu sein. Sie musste es so gut verstanden haben, dass sogar „Gstudierte“ bei ihr um Rat fragen kamen – das freute sie besonders, denn lange litt sie darunter, dass sie keine „richtige“ Ausbildung hatte.
In ihrer Pension übernahm Marianne die Führung des Hauses der Frohbotschaft in Batschuns und schaffte durch ihre Gastfreundschaft und ihr zuhörendes Dasein eine wohltuende Atmosphäre. Gute drei Jahre später nahm sie die Aufgabe der stellvertretenden Leiterin der Gemeinschaft an, die sie fünf Jahre lang umsichtig und mit der ihr eigenen Menschenfreundlichkeit ausübte.
So oft es ihr möglich war, kam sie auch ihre Mama und ihre Geschwister Steffi und Hermann und deren Familien besuchen und half auch hier mit, wo sie gebraucht wurde. In ihrer „richtigen“ Pension hatte sie mehr Zeit und wuchs mit ihnen wieder neu zusammen.
Marianne war ein ausgesprochener Beziehungsmensch. Das zeigte sich darin, dass sie überall, wo sie einmal war, auch weiterhin guten Kontakt pflegte, dass sie für andere da war, ganz gleich ob in der Familie, Gemeinschaft oder von der früheren Arbeit her. In den letzten Jahren zeigte sich das immer wieder darin, dass sie liebe Menschen auf dem Weg durch Krankheit hin bis zum Sterben begleitet hat.
Vor etwa einem halben Jahr hat sie selbst die Diagnose der unheilbaren Krebserkrankung bekommen. Mit bewundernswerter Ruhe und Annahme dieser Tatsache und vor allem mit unglaublicher Dankbarkeit ging sie ihren letzten Weg. Dabei bekam sie alle Liebe, die sie im Leben verschenkt hatte - ganz besonders von ihren Nichten und Neffen durch die liebevolle Betreuung und Begleitung bis zuletzt - zurück.
Marianne schrieb vor einigen Jahren auf: „Für und mit den Menschen Da-sein, ist für mich zur großen Bereicherung geworden. Ich habe vieles erfahren und gelernt, und bin dadurch reich beschenkt worden“. „Es war mir immer ein Anliegen, dass es in der Welt menschlicher und wärmer wird.“
Wir danken Marianne für das Viele, das sie getan hat, damit es in der Welt menschlicher und wärmer geworden ist.
Brigitte Knünz
Todesanzeige