Kurz bevor Irmgard zu einer Klausur ins Ländle kommen wollte, erkrankte sie an einer Lungenentzündung, die in weiterer Folge zu einem überraschend schnellen Tod führte.
Irmgard kam am 1.9.1937 als drittes von insgesamt sechs Geschwistern in Villach zur Welt und wuchs in Faak am See auf, wo ihr Vater als Arzt tätig war. Nach vier Jahren in der Volksschule ging sie vier Jahre ins Gymnasium nach Klagenfurt, wechselte dann in die Hauswirtschaftsschule, die sie nach weiteren vier Jahren mit dem Reifezeugnis abschloss. Schon damals zeigte sich ihre Liebe und Begabung für Sprachen – sie schloss Englisch, Französisch und das Freifach Italienisch mit „Sehr gut“ ab. Als 18-jährige absolvierte sie die zweijährige Schule für Diätassistentinnen an der 1. Medizinischen Universitätsklinik in Wien. Als Diätassistentin arbeitete sie über vier Jahre in München, Villach und Wien.
1961 folgte sie einem ganz anderen Lebensruf: Irmgard entschied sich für ein Leben ganz in der Nachfolge Jesu und trat in die Gemeinschaft Werk der Frohbotschaft Batschuns in Vorarlberg ein. Nach den drei Jahren Ausbildung im Haus der Frohbotschaft in Batschuns legte Irmgard 1964 ihre ersten Gelübde ab.
Zwei Wochen später trat sie ihren ersten Auslandseinsatz an: Sie wurde in das Austrian Catholic Centre nach London entsandt, ein Haus, wo Österreicherinnen in schwierigen Situationen Aufnahme und Heimat fanden. Vier Jahre sollte sie dort bleiben bis ein neuer Ruf aus Istanbul kam:
Im St. Georgskolleg, das von den Lazaristen geführt wurde, sollte Irmgard einer zurückkehrenden Frohbotin nachfolgen. Und so lernte Irmgard Türkisch und trat dort 1969 ihren Dienst an. In der St. Georgsgemeinde muss Irmgard so etwas wie ein Engel ohne Flügel gewesen sein, folgt man den Zeilen im Georgsblatt, das ihr damaliger Chef, Superior Ernest Raidl CM, schrieb: „… sechs Jahre waltete sie als umsichtige, immer hilfsbereite und freundliche Gemeindeschwester. Ob jemand Sorgen abladen kommen wollte, eines Rates bedurfte, einer Aufmunterung oder eines Trostes, Verlangen nach einem religiösen Gespräch hatte, Schwester Irmgard war da. Sie suchte die Armen in ihren tristen Behausungen auf, um zu sehen, wie am besten geholfen werden könnte, besuchte die Kranken, sorgte sich um die Armen und Vereinsamten. …“.
Obwohl sie im St. Georgskolleg sehr vermisst wurde, folgte Irmgard nach sechs Jahren in einen neuen Einsatzort der Gemeinschaft: zur Ganja Hogar in San Ignacio, einer Mädchenschule mit Internat im Tiefland Boliviens. Also lernte Irmgard ihre fünfte Fremdsprache. Irmgard war 27 Jahre als Verwaltungsleiterin über die gesamte Granja Hogar tätig, was bedeutete, dass sie die Entwicklung der Schule von einer Grundschule zu einer Secundaria, die mit Matura abschließt, mitgestaltete, dass mehrere Erweiterungsbauten im Bereich der Schule und des Internats unter ihrer Leitung durchgeführt wurden. Bei all diesen Großprojekten hatte sie in ihrer Zugewandtheit und Großzügigkeit ein großes Herz für die einheimische Bevölkerung und ist dadurch bis heute in San Ignacio in guter Erinnerung.
Nach ihrer Leitungszeit an der Granja zog Irmgard zusammen mit Trudy Reichmuth nach Sta. Cruz in die Casa de la Amistad – einem Haus, das für Gäste der Granja oder aus Österreich offenstand. In den zwölf Jahren dort besuchte Irmgard regelmäßig Inhaftierte im größten Gefängnis Boliviens, Palmasola. Auch da half und vermittelte sie, wo sie nur konnte.
Aus gesundheitlichen Gründen kehrte Irmgard 2016 nach Graz zurück, wo sie eine Wohnung ganz nahe ihrer Zwillingsschwester Trude und deren Mann bezog. Nun war ihr die große Familie Halt und Freude und sie reiste oft nach Kärnten oder auch Wien. Sie wurde zum Fixstern in der Familie.
Gleichzeitig versäumte sie kein Treffen der Gemeinschaft und fuhr oft mit dem Zug quer durch Österreich. Irmgard hat sich auch hier auf die neuen Entwicklungen eingelassen und wurde nicht müde, sich auseinanderzusetzen.
Irmgard war in ihrer Nachfolge Jesu konsequent und verfügbar, wo immer der Ruf der Gemeinschaft sie hinbrachte. Ihre besonnene, menschenfreundliche und stets positive Art wird überall, wo sie wirkte, weiterklingen und ihre Spuren hinterlassen. Wir danken Irmgard für ihr wahrhaftiges Leben.
Brigitte Knünz
Todesanzeige