„Mit großer Leidenschaft engagiere ich mich für die Bibel“ - Mit Hildegard Lorenz ist am 28. August 2021 nach schwerer Krankheit die Grande Dame der Bibelarbeit zu ihrem Schöpfer heimgekehrt.
Hildegard wurde am 4. Juli 1939 im Bergdorf Kaisers / Lechtal geboren. Dort besuchte sie die Volksschule und half dann in der elterlichen Landwirtschaft mit. Nach der Haushaltungsschule in Innsbruck absolvierte sie die Lehrerinnenbildungsanstalt und arbeitete anschließend drei Jahre in ein- bzw. zweiklassigen Schulen als Volksschullehrerin.
Früh hatte sie die Idee, die Welt verbessern zu wollen und fand 1964 im Werk der Frohbotschaft Batschuns den Ort, wo sie ihre Berufung leben konnte. Nach den drei Ausbildungsjahren in Batschuns arbeitete sie zunächst bei der Katholischen Jugend in Innsbruck, bevor sie das Studium der Philosophie, Theologie, Publizistik und Erwachsenenbildung begann und 1973 abschloss. Zurück in Vorarlberg wurde sie die erste Leiterin des Katholischen Bildungswerkes Vorarlberg. Ganz in den Fußstapfen des Gründers Dr. Fasching war ihr „Bildung als wichtiger Weg zum Heil für die Menschen“ ein Herzensanliegen und so war sie sehr ambitioniert, gute Referenten ins Land zu bringen. Selbst gab sie Bibelabende im Bildungshaus und drückte damit dem Haus eine besondere Prägung auf. In dieser Zeit arbeitete sie an ihrer Dissertation und promovierte 1979. Im selben Jahr wurde sie an die Pädagogische Akademie in Feldkirch berufen, wo sie in den 20 Jahren ihrer Professur unzählig viele angehende Pflichtschullehrer*innen in religionspädagogischen Fragestellungen begleitete.
Hildegard engagierte sich nicht nur beruflich stets mit voller Kraft, sondern auch und gerade in der Gemeinschaft. Mit ihrem bibeltheologischen Blick und ihrem besonderen Sinn für Sprache prägte sie die Neuformulierung der Regel entscheidend mit. Von 1988 bis 1997 war sie gewählte Leiterin der Gemeinschaft. Durch ihren Pioniergeist wurde in dieser Zeit die Lehranstalt für heilpädagogische Berufe – heute: Kathi-Lampert-Schule – in Götzis gegründet. Ebenfalls in ihrer Leitungszeit entstand die Batschunser Bibelschule, in der zunächst über vier, dann über zwei Wochen jeden Sommer mit hervorragenden Referent*innen Grundlagen zum Bibelverständnis kreativ und lustvoll vermittelt wurden. Sie ermöglichte es Menschen, die aus den damaligen Ost-Staaten kamen, ebenfalls teilnehmen zu können.
Zu ihren Pionieraufgaben gehörte auch, die Idee eines Freundeskreises – heute der Verein Frohbotschaft.Heute - neu aufzugreifen und zu verwirklichen. Durch ihren biblischen Ansatz und ihre Kunst, dies mit dem Leben zu verbinden, dazu Gastfreundschaft zu leben, sprach sie schnell viele Menschen an, sodass dieser Kreis zu einer eigenen Gemeinschaft um das Werk der Frohbotschaft wurde.
Nach ihrer Pensionierung 1999 ging sie zusammen mit ihrer treuen Wegbegleiterin Hildegard Braun für vier Jahre nach Santa Cruz / Bolivien, um das verfallende Haus zu renovieren und es am Angelpunkt zwischen Flughafen und Weiterreise nach San Ignacio zur „Casa de la Amistad“, zu einem Haus der (Gast-)Freundschaft werden zu lassen.
Wieder zurück in Österreich setzte sie sich gleich für das nächste Projekt ein: Die Neukonzipierung der biblischen Zeitschrift der Gemeinschaft: „Dein Wort – Mein Weg“ wurde geboren. Mit ihrer Gabe, Menschen begeistern zu können, hatte sie bald ein Team von Ehrenamtlichen zusammen, die ermöglichen, dass Artikel mit niveauvoller Bibelauslegung in verständlicher Sprache Menschen im ganzen deutschsprachigen Raum bis heute erreichen.
Hildegard hat die Entwicklung und Spiritualität der Gemeinschaft entscheidend mitgeprägt. Sie war eine streitbare Frau, die einen starken Willen hatte und damit viel erreichte. Ihre große Liebe zur Bibel hat sie unzählig vielen Menschen weitergegeben. Sie selbst fasst zusammen: „Im Mittelpunkt meines Mutter-landes und Vaterlandes sind WORT und Freundschaft.“ Für alles womit sie uns beschenkt hat, sind wir ihr von Herzen dankbar.
Todesanzeige