Heimgang von Franziska Stachl am 13.3.2020

Aus dem Leben von Franziska Stachl

Niemand konnte und wollte im Jänner dieses Jahres glauben, dass die Herzoperation von Franziska keinen guten Ausgang nehmen würde. Acht Wochen lang hat sie auf der Intensivstation gekämpft bis sie am 13. März 2020 zu ihrem Schöpfer heimkehrte.

Franziska Stachl wurde am 8. März 1942 in Altirdning in eine große Familie hineingeboren: Franziska hatte sieben Geschwister, die das Erwachsenenalter erreichten und fünf Geschwister, die noch als Kinder starben. Mit neun Jahren kam Franziska auf einen Bauernhof zu Pflegeeltern wo sie sieben Jahre lang blieb. Nach dem Besuch der Volksschule in Irdning arbeitete sie drei Jahre lang in Haushalten mit Kindern, bis sie als Fabriksarbeiterin am Fließband arbeitete.

In dieser Zeit begeisterte sie sich an der Idee der Katholischen Arbeiterjugend (KAJ), deren Grundsatz war: „Jede junge Arbeiterin, jeder junge Arbeiter ist mehr wert als alles Gold der Welt, weil sie oder er Tochter oder Sohn Gottes ist.“ Das wollte sie mitten in der Welt leben und fand in der Welt-Gemeinschaft „Werk der Frohbotschaft Batschuns“ Gleichgesinnte. 1964 trat sie darum in Vorarlberg in diese Frauengemeinschaft ein.

Über die KAJ war Franziska in der Diözese Feldkirch zwei Jahre lang in der seelsorglichen Arbeit mit den sogenannten Innerösterreicherinnen tätig, also mit den jungen Frauen, die als Arbeiterinnen aus den östlichen und südlichen Bundesländer Österreichs als Fabriksarbeiterinnen nach Vorarlberg gekommen sind.

Nach einem Jahr Mitarbeit im Kinderdorf Au- Rehmen wurde Franziska wieder in die Steiermark berufen und zwar in die Wohngemeinschaft „Offene Tür“ in der Keplerstraße in Graz. In den 30 Jahren, von 1970 bis zum Jahr 2000, begleitete sie über 1000 junge Frauen mit deren Kindern, die meist aufgrund von ungewollter Schwangerschaft in Schwierigkeiten geraten waren. Wie sie ihre Aufgabe verstand, hat sie im Sonntagsblatt-Artikel zu ihrer Pensionierung in Worte gebracht. Hier heißt es: „‘Für andere dasein‘ habe sie einst wollen. Das habe sich geändert in  ‚miteinander dasein‘. Sie könne nicht immer alles für den anderen tun‘, sondern glaube, ‚dass in jedem Menschen Kräfte zur Entwicklung da sind‘, bekannte Stachl. Die eigene Verantwortung, das selbständige Leben will sie jedem zugestehen. ‚Es beruht so viel auf Gegenseitigkeit, auf Geben und Nehmen‘, habe sie in den letzten 30 Jahren erfahren.“ (Sonntagsblatt der Diözese Graz-Seckau, 15.10.2000)

Nach ihrem Abschied von der Wohngemeinschaft hat sie viele daraus entstandene Beziehungen aufrechterhalten und bis zuletzt gepflegt. Sie hat aber auch eine neue ehrenamtliche Tätigkeit bei der Hospizbewegung angefangen. Über 15 Jahre lang hat sie Sterbende begleitet. In den letzten Jahren hat sie sich darauf konzentriert, in aller Treue fünf Personen in Altenheimen regelmäßig zu besuchen.

Franziska war eine Frohbotin, die den Menschen vor sich in den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit gestellt hat, die sich besonders den Unbeachteten zugewendet hat – und das immer in ihrer stillen, bescheidenen Art, ganz oft verbunden mit Ausfahrten in ihrem Auto. Wir danken Franziska für ihr Leben mit den Menschen und für die Menschen.

Todesanzeige

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