Im gesegneten Alter von 95 Jahren ist das Leben von Frau Luise Kalb am Vorabend des Sonntags wie eine sich verzehrende Kerze verlöscht. 70 Jahre lang hat sie als Frohbotin gelebt und gewirkt.
Am 26. März 1926 ist Aloisia als zweites von sieben Kindern im Eisenharz, einer abgelegenen Parzelle von Dornbirn, zur Welt gekommen. Dort wuchsen sie und ihre Geschwister unter der strengen Autorität des Vaters auf. Gerne hätte Luise nach acht Jahren Volksschule weiterlernen wollen, doch sie wurde im Haus und in der Landwirtschaft gebraucht. Nach dem Krieg durfte sie dann doch noch die einjährige Textilschule besuchen und anschließend in einer Schneiderei zwei Lehrjahre machen.
Schon während des Kriegs trafen sie sich mit Mädchen heimlich zu religiösen Gruppenstunden. Dieses Interesse führte die Gruppe nach dem Krieg mit Dr. Fasching, dem Gründer der späteren Gemeinschaft zusammen, wo er von seiner Idee erzählte. Luise führte sich angesprochen. Gegen den Widerstand der Eltern entschloss sie sich, nach Batschuns zur neu gegründeten Gemeinschaft Werk der Frohbotschaft Batschuns zu gehen. 1951 legte sie ihre ersten Gelübde ab.
Nach zwei Jahren Arbeit in sozialen Einrichtungen ging sie zusammen mit einer weiteren Frohbotin auf Wunsch von Dr. Fasching nach Fribourg in der Schweiz und dann nach Kevelaer in Deutschland, um das graphische Gewerbe zu erlernen, insgesamt 12 Jahre. Danach erkrankte die Mitschwester und sie kamen zurück nach Vorarlberg.
Nach einem zweijährigen Einsatz als Kinderdorfmutter konnte Luise 1966 die Ausbildung zur Krankenschwester in Bregenz machen. Anschließend arbeitete sie in verschiedenen Krankenhäusern in Vorarlberg und in der Schweiz bis sie die letzten zehn Jahre bis zu ihrer Pensionierung 1987 in der Hauskrankenpflege in Bregenz wirkte.
In ihrer Pension ging sie zweimal die Woche zu Pfarrer Feurstein und machte ihm den Haushalt und unterstützte auch ihre Familie im Eisenharz mit Kräften. Als ihre Sehkraft immer mehr abnahm, zog sie um in ein betreutes Wohnen, die letzten Jahre verbrachte sie noch im Pflegeheim Senecura Parkresidenz in Dornbirn. Von hier aus unternahm sie mit ihrem Rollator fast täglich Spaziergänge, ging sonntags selbständig in die Stadtpfarrkirche zur Hl. Messe, brachte Blumen vom Markt mit und teilte sie in ihrer Wohngruppe aus.
Was das Leben von Luise charakterisierte, war ihr selbstbestimmtes Leben. Sie wusste was sie wollte und hat das stets mit größter Selbstdisziplin durchgezogen. Dazu gehörte das Selbstverständnis als Gemeinschaftsmitglied ebenso wie die Verbundenheit mit ihrer Familie. Ihr ganzes Leben war durchdrungen von ihrem tiefen Glauben. Das Gebet war bis zur letzten Stunde ein Anker, an dem sie sich festhielt oder es aber auch fürbittend für andere einsetzte.
Wir danken Luise für ihr Leben in Hingabe für Gott und die Menschen, für alles Gute, das sie Menschen hat zukommen lassen und wünschen ihr nun die Freude bei Gott.
Todesanzeige