Heimgang Trudy Reichmuth am 3.2.2017
Trudy wurde als drittes von zehn Kindern in Lauterach geboren. Nach der Volksschule besuchte sie die Hauptschule in Dornbirn und wohnte in dieser Zeit bei Verwandten in Dornbirn.
Nach Arbeitsjahren in Bregenz, Zürich, St. Margarethen und St. Arbogast trat Trudy 1965 in unsere Gemeinschaft ein. Damals hatte die Gemeinschaft gerade zugesagt, auf Anfrage von Bischof Rosenhammer im bolivianischen Tiefland eine Mädchenbildungsstätte aufzubauen. Noch bevor Trudy die ersten Gelübde abgelegt hatte, machte sie sich bereits ein Jahr später zusammen mit der Frohbotin Hanni Matt per Schiff auf den Weg in eine völlig neue Welt. Trudy und Hanni errichteten in den folgenden zwei Jahren auf einem Flecken Land am Rande der Stadt San Ignacio de Velasco eine Schule, in die 1968 die ersten 17 Mädchen aufgenommen wurden.
Einige Jahre später wechselte Trudy als Verwalterin eines Bubeninternates nach San Miguelito und blieb dort über 15 Jahre. Sie war aber weit mehr als nur eine Verwalterin: Wie man von vielen Seiten hört, war sie dort wie eine Mutter für die Buben, die ihr bis in die jüngste Zeit noch nachfragten.
Danach lebte und arbeitete sie wieder auf der Granja Hogar, wie das Schulzentrum heißt. Sie übernahm den Schulladen, wo ein Kommen und Gehen nicht nur von Schülerinnen war, sondern auch von Leuten vom Dorf, denen sie Arbeit gab oder etwas zum Weiterverkaufen abnahm oder die einfach die Gesellschaft von Trudy schätzten und vorbei kamen. Dabei war Trudy immer mit Handarbeiten beschäftig, die sie für den Verkauf vervollständigte. Außerdem half sie überall, wo es nötig war, mit.
Nach so langer Zeit auf der Granja Hogar, fiel ihr der Abschied 2004 zwar nicht leicht, doch ohne zu klagen übersiedelte sie zusammen mit Irmgard Staudacher in die Hauptstadt Santa Cruz. In der Casa de la Amistad lebte sie Gastfreundschaft und Offenheit.
2009 ist Trudy von ihrem 43-jährigen Einsatz in Bolivien nach Vorarlberg zurück- gekehrt. Die Umstellung nach so vielen Jahren in Südamerika war schwer und man hatte den Eindruck, dass sie nicht mehr richtig Fuß fassen konnte. Vier Jahre lebte sie zusammen mit ihrer Schwester Rita bei Anni Klocker in Haselstauden bis sie so viel Hilfe brauchte, dass sie ins Pflegeheim umsiedelte. Letzten Freitag, am 3. Februar, ist sie dann ganz still – wie sie auch die letzten Jahre gelebt hat – zu ihrem Schöpfer heimgekehrt.
Wir danken Trudy für ihren Mut, mit dem sie aufgebrochen ist, für ihre Mütterlichkeit, die Wärme verströmt hat, für ihre Klarheit, die Orientierung gab, für ihre bescheidene Art, die nie sich, dafür das Gegenüber oder die Adressaten in den Mittelpunkt stellte. Wir danken ihr dafür, dass sie mit ihrem ganzen Sein für die ihr Anvertrauten da war und sie mit viel Gottvertrauen ihr Leben in den Dienst Gottes gestellt hat.