Hans Strotzka - Preis für Friederike Hafner am 12.4.2018
Für ihre Verdienste um die Versorgung psychisch kranker Menschen wurde Friederike Hafner, Mitglied des Werkes der Frohbotschaft Batschuns, am 12.4.218 in Linz mit dem Hans Strotzka-Preis ausgezeichnet. Wir freuen uns für sie und gratulieren herzlich und dankbar für ihr unermüdliches Engagement.
Laudatio von Prof. Dr. Hartmann Hinterhuber
In dankbarer Erinnerung an den großen österreichischen Sozialpsychiater, Epidemiologen und Psychotherapeuten Hans Strotzka verleiht die pro Mente Austria alle drei Jahre ihre höchste Auszeichnung sowohl an herausragende Wissenschafter, als auch an Persönlichkeiten, die sich mit außerordentlichem Engagement für die Verbesserung der psychosozialen Versorgung psychisch Kranker große Verdienste erworben haben.
Wir würdigen heute in hoher Wertschätzung und tiefer Dankbarkeit einen großartigen Menschen, eine kreative Sozialpädagogin und Sozialarbeiterin, wir würdigen eine unermüdlich tätige, innovative und mutige Direktorin der pro mente Tirol, der Gesellschaft für psychische Gesundheit und eine um das Wohl nicht nur der uns anvertrauten Patienten, sondern auch um alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stets besorgte und Sorge tragende Persönlichkeit. Wir feiern eine in den verschiedensten Bereichen rastlos tätige, großartige, liebe und liebenswürdige Frau.
Liebe Friederike, liebe Friedl,
Der heutige Tag ist ein Tag des späten Dankes, er ist im wahrsten Sinn des Wortes ein Erntedank: Das Wort "Ernte" steht für das Einholen der reichen und reifen Früchte der Erde, es steht aber auch für harte und langewährende menschliche Arbeit.
"Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt,
der andere packt sie kräftig an und handelt."
Dieser Ausspruch von Dante Alighieri trifft genau auf Dich, liebe Friedl zu.
Sehr früh hast Du das unermessliche Leid der in Großkrankenhäusern hospitalisierten Patienten erkannt und die weit hinter der gesellschaftlichen Entwicklung zurückgebliebene Psychiatrie als Skandal empfunden. Du hast zugepackt und Dich mit großer Kraft für eine humane psychosoziale Betreuung eingesetzt, Du hast Visionen entwickelt und diese auch umsetzen können. So kannst Du in der Tat mit Stolz auf eine Fülle von beruflichen, sozialpolitischen und gesellschaftlichen Leistungen zurückblicken.
Meine Damen und Herren,
um das Wesen unserer Preisträgerin erfassen zu können, müssen wir uns vorerst Ihre Herkunft und die prägenden Etappen ihres Werdeganges vergegenwärtigen:
Aus einer alten Südtiroler Familie 1936 in Leifers bei Bozen geboren, musste sie aufgrund des unseligen Abkommens zwischen Hitler und Mussolini früh ihre Heimat verlassen und wuchs in Vorarlberg auf. Ihre sozialpsychiatrische Prägung erfuhr sie an der Westfälischen Klinik Gütersloh, einem für die Reformbestrebungen führenden psychiatrischen Krankenhaus, in Deutschland. Sie vereint somit in sich die Weltläufigkeit der Südtiroler, den Arbeitseifer der Vorarlberger und die hartnäckige Zielstrebigkeit der Westfalen!
Prof. Dr. Kornelius Kryspin-Exner, Vorstand der Psychiatrischen Univ.- Klinik Innsbruck, war das einzige ausländische Mitglied der Deutschen Psychiatrie-Enquete. Dort traf er auf Friederike Hafner und rief sie sofort von Gütersloh nach Innsbruck. Damals, im Jahr 1976, war Tirol im Bereich der psychosozialen Versorgung eine weiße Landkarte. Außerhalb der stationären Einrichtungen gab es weder ambulante Dienste noch fachärztliche Betreuung.
Ihr Eintritt in die Geschäftsführung der "Gesellschaft für Psychische Hygiene" 1977 führte zum großen Aufschwung, eine neue Ära wurde eingeläutet: noch im selben Jahr wurden psychosoziale Beratungsstellen gegründet, es folgte der Aufbau eines Kriseninterventionszentrums, die Errichtung eines ersten therapeutischen Wohnheims sowie die Gründung von Wohngemeinschaften und Beschäftigungsinitiativen.
Der weitere Aufstieg unsere Gesellschaft ist vielen Anwesenden bekannt: Dem unermüdlichen Engagement und der konsequenten Arbeit von Frau Direktorin Hafner verdankt Tirol ein weitgefächertes Angebot von sozialtherapeutischen und rehabilitativen Einrichtungen, das für viele Regionen beispielgebend wurde.
Es war Friederike Hafner, die die Richtung wies und allen Mitarbeitenden Orientierung und Halt bot. Ihre Zuverlässigkeit und Weitsicht verschaffte ihr die Anerkennung und Wertschätzung sowohl der Tiroler Gesellschaft, als auch der politischen Mandatare.
Darüber hinaus inspirierte sie Ulli Meise und mich in unseren sozialpsychiatrischen Forschungsarbeiten, gemeinsam organisierten wir Fachtagungen und Kongresse. Die Ergebnisse vieler wurden auch publiziert: jene des Jahres 1990 erschien beispielsweise unter dem Titel "Die Versorgung Psychisch Kranker in Österreich" im renommierten Springer Verlag.
Gleichzeitig war sie durch viele Jahre Dozentin an der Sozialakademie in Innsbruck, wo sie Generationen von Sozialarbeiterinnen geprägt hat.
Die Zahl der Mitarbeiter betrug beim Eintritt von Frau Hafner in unsere Gesellschaft fünf. Als sie nach 25 Jahren erfolgreicher Arbeit 2003 altersgemäß, aber keinesfalls müde, die Direktion der GPG zurücklegte, waren es knapp 200! Seither begleitet sie mit großer Aufmerksamkeit und mit vielen Anregungen die Entwicklung unserer pro mente Tirol.
Liebe Friederike,
wir alle wünschen Dir viel gesegnete Zeit in unsere Mitte und danken Dir ganz herzlich für Dein unermüdliches Engagement, für das gemeinsame Planen, für Deinen stets klugen Rat und Deinen hilfreichen Beistand, vor allem aber für Deine echte Freundschaft. Dafür bin ich Dir besonders dankbar.
Wir alle begegnen Dir mit größtem Respekt und feiern heute einen großen und großartigen Menschen.
Wer Friederike Hafner je begegnet ist, wird sie nicht so leicht vergessen: eine mutige, ideenreiche und vorausblickende Frau mit starker Präsenz, stets ausgewogen, zugewandt und freundlich, aber konsequent in der Sache, offen, neugierig und vielseitig interessiert: ein engagierter, zupackender Mensch mit Charisma und Durchsetzungskraft!