Beim Verabschieden einer Frau aus dem Irak ist mir der schöne Schal aufgefallen. Weil ich selber auch gerne handarbeite und vermutet habe, dass er selbstgestrickt sein könnte, habe ich ihr ein Kompliment gemacht. Sie hat geschmunzelt, ihn genommen und kurzerhand um meinen Hals gelegt. Mit einem Lächeln hat sie gesagt: „Geschenkt!“
Im ersten Moment war ich total perplex und irgendwie war mir das nicht Recht. Darf man so etwas annehmen? Würde ich sie verletzen, wenn ich ihn zurückweise?
Dann holte ich in der Garderobe meinen eigenen Schal und habe ihn um ihre Schultern gelegt und wiederholt: „Geschenkt!“ Beide mussten wir lachen… Nun freue ich mich auf das Wiedersehen mit ihr, weil uns (nicht nur) ein Schal verbindet.   (Marie Luise Huchler)