Abschied von der Granja Hogar im November 2023

Nach 55 Jahren Bildungsarbeit durch das Schulprojekt Granja Hogar in San Ignacio de Velasco im Tiefland Boliviens gaben wir die Verantwortung an die Diözese San Ignacio de Loyola wieder zurück.

Zu diesem Anlass gestalteten die Lehrer:innen, Angestellten und Schüler:innen mehrere Abschiedsfeierlichkeiten, zu denen unsere Projektverantwortliche in Österreich, Karoline Artner, die Gemeinschaftsleiterin Brigitte Knünz sowie Miriam Gramajo, die lange dort arbeitete, anreisten. Daniela Kastner, die letzte Frohbotin vor Ort und seit elf Jahren mit der Verwaltungsleitung betraut, empfing ihre Mitschwestern.

Schon der Empfang war großartig gestaltet: Alle Schüler:innen, Lehrer:innen und Angestellten versammelten sich unter dem großen Dach im Freien. Mit Musik von der schuleigenen „Banda“, Fahnen und Hymnen sowie mehreren Tänzen wurden wir willkommen geheißen.

Zwei Tage später wurden wir zur „Noche de reflexión“ eingeladen. Es war ein eher besinnlicher Abend, bei dem der Bibelspruch „Wir sind Diener, weiter nichts; wir haben nur unsere Pflicht getan“ (Lk 17,10) das Motto vorgab. Eine Ansprache des Profe Darwin, der diözesane Vertreter der kath. Schulen, Worte von Daniela und ein Lied, das sich Daniela wünschte, zwei Bibelspiele und ein Rückblick mit Bildern, den Karoline vorbereitet hatte, waren Inhalt dieses Abends.

Einige Tage später feierte Bischof Robert Flock in der Kathedrale eine Messe, zu der wieder alle zur Granja gehörigen Menschen mitfeierten und -gestalteten. Auch hier wurde kein Aufwand gescheut: Im Eingang mit großen Lettern ein Dankesspruch, frische Blumen trotz der großen Hitze, eine Gabenbereitung mit vielen Speisen…

Der zentrale Akt war am 27. November, zu dem auch der Bürgermeister, Gemeindevertreter sowie der Vertreter der Diözese kamen. Zentrales Thema war der Dank – der Dank von uns an alle, die hier mitgewirkt haben und der Dank der hiesigen Menschen an unsere Gemeinschaft. Und hier ließ es sich keine Gruppe nehmen, sich bei uns mittels einer Rede und meist mit einem Geschenk zu bedanken: der Direktor, die Lehrer:innen, der Bürgermeister, ein Gemeindevertreter, die Angestellten, die Schüler:innen, eine Absolventin, deren Studium danach von Österreich finanziert wurde und jetzt als Lehrerin wieder an der Granja ist. Dazwischen lockerten Tänze, die die Jugendlichen so lieben, und Lieder das fast zweistündige Programm auf. Danach tat die Stärkung mit Getränken und selbstgemachte Kleinigkeiten gut.

Am wohl berührendsten waren aber zwei, drei ungeplante Begegnungen: Einmal kam ein blinder Mann, geführt von einem jüngeren, auf die Granja und sagte, er habe gehört, dass wir weggingen, und da wollte er sich bedanken kommen. Er hatte viele Jahre mit den Frohbotinnen zu tun und hat sie sehr geschätzt. Oder: Nach dem Sonntagsgottesdienst redet uns ein alter Mann an, ob wir von der Granja seien. Und dann sagt er, dass er als Junger dort unter der Leitung von unseren ersten Frauen gearbeitet habe und zählt alle ihre Namen auf – sogar ein paar Sätze auf Deutsch sagte er. Auch er bedankte sich. Und auf einem Spaziergang am Rand von San Ignacio redete uns eine alte Frau an, konnte uns auch gleich der Granja zuordnen und sagte, sie sei beim ersten Jahrgang dabei gewesen, als die Schule mit 14 Schülerinnen begann.

Am Abend vor unserer Abreise luden alle, die an der Granja arbeiten, zu einem Abendessen auf der Granja ein. Dazu wurde am Vortag extra ein Kalb von einem weit entfernten Dorf geholt, das der Vater von zwei Absolventinnen, deren Studium von Österreich finanziert wurde, spendierte. Eine Kochklasse war dann einen ganzen Tag mit Vorbereitungen beschäftigt, es wurden Tische geschleppt, eine live-Musik organisiert und eine Arbeitsaufteilung vorgenommen. Das reichhaltige Buffet war ein Genuss für alle (weil sie auch an vegetarische Kost gedacht haben).

Der endgültige Abschied zumindest von Karoline und Brigitte (Miriam reiste schon früher ab) war dann einen Tag später am Bus-Terminal – nochmals mit Schulband, Tanzen und vielen Fotos.

Inzwischen haben in Bolivien die großen Ferien angefangen. Wir hoffen, dass das neue Schuljahr im Februar unter neuer Leitung mit guter Kraft beginnt und wünschen den neuen Verantwortlichen Gottes Segen dazu.

Brigitte Knünz

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